Das Stadtjubiläum musste zwar verschoben werden - aber…
Salzkotten war schon im späten Mittelalter ein Handelsstandort, von dem das „Weiße Gold“ über die Bistumsgrenzen hinweg verkauft wurde. Der Verkauf lag in den Händen eines so genannten Sälzerkollegiums. Diese Vereinigung, bestehend aus 24 Sälzern, kümmerte sich mit eigener Gerichtsbarkeit um die ausgeglichene Salzproduktion und Salzverwertung.
In den letzten Jahren ist man verstärkt dabei, die lange Tradition des Salzes wieder erlebbarer zu machen. Zunächst war es der Verein für kulturhistorische Bauten und Bauwerke mit Ulrich von Sobbe an der Spitze, der an der Heder ein Wasserrad mit einem Durchmesser von sechs Metern erstellte – an gleicher Stelle, wo sich einst ein Rad drehte, das die Sole auf die Gradierwerke pumpte.
1997, zur 750-Jahr-Feier der Stadt, wurde die 50 Meter lange Gradieranlage in unmittelbarer Nähe des Wasserrades eingeweiht. Initiator war der damalige Bürgermeister Konrad Rump, der eine große Spendenaktion ins Leben rief, aus der dann die gesamte Anlage finanziert wurde.
Im Jahre 2010 veranstaltete der Heimatverein in der Dreckburg die Ausstellung „Sole und Salz“ und eröffnete wenig später im Heimathaus am Kirchplatz St. Johannes das Salzmuseum.
Am 19. Januar 2011 gegründete sich dann das Sälzerkollegium. Dieses Gremium schrieb sich auf seine Fahnen, den Bürgern der Stadt die Salzgeschichte wieder näher zu bringen. Es wurde bereits eine Siedepfanne gegossen, an der bei den Stadtfesten demonstriert wird, wie die Sälzer damals aus gradierter Sole das „weiße Gold“ herstellten.
Sorgenkind aber war die 1997 eingeweihte Gradieranlage im Bereich der Stadthalle, die mehr und mehr in sich verfiel. 2015 war es dann die Spezialfirma Gradpol aus Bielefeld, die die Anlage renovierte. Wichtige Erkenntnis dabei: Es muss Sole über die Anlage fließen, um dem Dornengeflecht Halt und Festigkeit zu geben.
Die Stadt besitzt mit dem Kütfelsen am Rathaus ein einmaliges Bodendenkmal. Die dortige Unitas Quelle (5 bis 7 Prozent Salzgehalt), die dort seit dem 14. Jahrhundert durch ein Pumpenhäuschen geschützt wird, soll laut Geologen weit über 10.000 Jahre mit artesischen Auftrieb gesprudelt haben, um mit den Ablagerungen in der Sole den Hügel rund um die Quelle entstehen zu lassen.
Doch seit etwa 50 Jahren ist die Quelle versiegt. Damals wurde dort ohne großen Erfolg eine Bohrung bis in eine Tiefe von 118,5 Meter niedergelassen. So ging die Frage nach der Sole weiter.
Aktuell rückt das 1903 erstellte Bohrloch „neuer Sprudel“ an der Gradieranlage wieder ins Blickfeld. Bemerkenswert war damals die große Ergiebigkeit der Quelle von etwa 20 Liter/Sek. und ca. 10 atü. Der Salzgehalt der 288 Meter tiefen Bohrung lag bei etwa 6 Prozent, ging aber nach einem Süßwassereinbruch in etwa 70 Meter Tiefe bis auf nicht mal ein Prozent zurück.
Beim Sälzerkollegium ist man zur Zeit auf der Suche nach einer Solequelle, um nicht nur zum Sieden bei Stadtfesten, sondern auch bei anderen Aktionen Sole zur Verfügung zu haben.
Ein Gutachten wurde erstellt, der „Neue Sprudel“ an der Gradieranlage auserkoren. Dieses 1903 erstellte Bohrloch mit artesischem Auftrieb sorgte in Zeiten der Salzherstellung neben der Quelle Unitas auf dem Kütfelsen für die entsprechende Menge Sole.
In den Geschichtsbüchern ist zu lesen, dass es in einer Tiefe von rund 70 Metern ein Süßwassereinbruch gibt und der Salzgehalt minimal wurde.
Neben dem Kütfelsen, einem in ganz Westfalen einmaligen Bodendenkmal, hat die Stadt aber noch eine Einmaligkeit zu bieten. Die Sültsoid zwischen Salzkotten und Upsprunge ist das einzige noch erhaltene Salzfloragebiet im nordwestdeutschen Binnenland.
Dort gedeihen Salzpflanzen wie Echter Sellerie, Salz-Binse, Strandaster, Salz-Schuppenmiere oder Erdbeer-Klee. Diese Arten gelten landesweit als gefährdet und sind vom Aussterben bedroht.
Auch dieser Bereich, wo der Paderborner Bischof im Mittelalter schon einmal Salz herstellen wollte, liegt dem Sälzerkollegium am Herzen.