Mehrere verschiedene Anbieter buhlen um die Kunden. Den…
140 Kilometer Pendeln jeden Tag und das rein elektrisch – wenn NR-Redakteur Franz Purucker das erzählt, gibt es immer wieder großes Staunen und die Frage: Geht das? In seinem Erfahrungsbericht räumt der 31-Jährige mit den sechs größten Mythen über E-Autos auf.
Seit einigen Tagen profitieren Käufer von Elektroautos von einer erhöhten Prämie. Ob das der Elektromobilität zum Durchbruch verhilft, gute Frage. Noch immer halten sich einige Vorurteile, die nicht immer haltbar sind.
Seit Mitte Januar fahre ich täglich von Bielefeld zu meiner Arbeitsstätte nach Geseke (72 Kilometer pro Strecke) mit einem rein elektrischen Dienstwagen. Die Reichweite laut Hersteller: bis zu 400 Kilometer.
Aber Achtung: Diese Werte sind, wie die Angaben zum Spritverbrauch von Benzin- und Diesel-Fahrzeugen, eher Laborwerte.
Der größte Feind des Elektroautos ist die Kälte: Nicht ohne Grund stellen die meisten Hersteller ihre Autos in südlichen Ländern auf flacher Straße vor. Dort dürfte auch das von mir genutzte Auto auf die versprochenen 400 Kilometer kommen.
Aber selbst bei den aktuellen Wetterverhältnissen – ich starte in Bielefeld teilweise bei Minusgraden – sind auf jeden Fall rund 250 Kilometer drin – das reicht für die meisten Touren aus.
Geladen wird das Auto während der Arbeit über eine Industriesteckdose mit Starkstrom. In der Regel reichen zwei bis drei Stunden Stromzapfen völlig aus. Dazu wird lediglich ein Ladegerät benötigt, welches ca. 700 Euro kostet.
Die optisch schönere und vom Staat subventionierte Variante heißt Wallbox, wo das zum Auto mitgelieferte Ladekabel (meist Typ2) nur noch eingesteckt wird. Die Box kostet 500 bis 2.000 Euro (abzüglich Subvention) und wird bei einigen Herstellern zur Miete angeboten oder ist beim Autokauf inklusive. Nachfragen beim Händler lohnt sich.
Nicht zu empfehlen ist die Ladung an der Schuko-Steckdose, da diese sehr ineffizient ist und wegen der geringen Stromleistung sehr lange dauert.
Richtig ist: Der Auspuff des Elektroautos ist gewissermaßen das Kohlekraftwerk, denn 40 Prozent des deutschen Stroms wird durch Kohle produziert. Letztlich liegt es aber an jedem selbst: Mein Arbeitgeber bezieht zertifizierten Ökostrom – ich fahre also komplett emissionsfrei.
Lithium wird heute überwiegend für die Herstellung von Akkus für Smartphones verwendet, aber eben auch für E-Autos. Zumindest der Hersteller meines Elektroautos gibt an, dieses aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Nachprüfen lässt sich das als Verbraucher natürlich kaum.
Der Strompreis steigt, das stimmt. Trotzdem: Selbst bei einem teuren Haushaltsstrompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde schlägt das E-Auto den Verbrenner: Das Elektroauto verbraucht etwa 16 Kilowattstunden je 100 Kilometer, was Stromkosten von 5,60 Euro entspricht. 100 Kilometer mit dem Benziner kosten 11,20 Euro (1,40 Euro je Liter), mit dem Diesel 9,60 Euro (1,20 Euro je Liter). Gerechnet wurde mit sieben Litern je 100 Kilometer.
Mit speziellen Autostromtarifen, wie die von den Stadtwerken Geseke oder Paderborn, kostet die Kilowattstunde nur rund 21 Cent (3,36 Euro je 100 Kilometer).
In den Osterferien soll es mit dem Elektroauto samt Kindern ins Playmobilland nach Nürnberg gehen – also etwa 440 Kilometer. Anders als beim Benziner, muss hier eine Ladepause eingeplant werden.
Aber: Mit Kleinkindern wird sowieso ein Zwischenstopp zum Essen eingeplant. Den Akku dann zu einem Viertel zu laden, reicht aus und dauert etwa eine Stunde. Vollgeladen wird dann im Hotel in Nürnberg.
Autos mit CCS-Schnellladesystem sind in einer Stunde sogar schon zu 80 Prozent geladen. Aber: Bei vielen Herstellern kosten die Schnellladevorrichtungen extra.