Auf den ersten Blick haben die Insolvenzen von flyBMI und Germania nichts mit dem Paderborn-Lippstadt Airport zu tun, denn beide Fluggesellschaften fliegen den einzigen Flughafen der Region gar nicht an.
Das Problem: Das Verschwinden dieser und weiterer Airlines sorgt für freie Start- und Landerechte auf großen Flughäfen, die dazu führen können, das Airlines diese lieber besetzen als den Heimathafen zusätzlich oder überhaupt anzufliegen.
Mehrere Millionen Euro Verlust: So dürfte das Jahresendergebnis des Paderborn-Lippstadt-Airports – des kleinsten von insgesamt sieben Flughäfen in NRW – ausfallen. Die Grünen und Linken fordern deshalb die Schließung des Flughafens, weil sie diese Millionenverluste seit Jahren befürchtet haben.
Flughafenchef Dr. Marc Cezanne warnt vor solchen voreiligen Schlüssen: „Die Wirtschaft braucht den Airport.“ Viele Geschäftsreisende nutzen den Flughafen, um schnell in andere Regionen zu kommen. Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr 736.200 Passagiere den Airport. Auf die vor allem von Geschäftsreisenden genutzten Linienflüge entfielen davon rund 170.000 Passagiere. Rund 4.000 Flugbewegungen pro Jahr entfallen zusätzlich auf Business Jets.
Nicht zu unterschätzen sei außerdem die Frachtsparte, mit der die heimische Wirtschaft dringend benötigte Frachtstücke, wie Bau- und Maschinenteile, in kürzester Zeit aus- und einfliegen kann. Außerdem nutzt die Wirtschaft den Flughafen, um Luftfracht hier durchleuchten zu lassen, die danach per Lkw zum internationale Fracht-Drehkreuz nach Frankfurt gefahren wird.
Cezanne begrüßt deshalb einen Vorschlag der FDP. Dabei sollen Unternehmer und private Investoren eingeladen werden, sich an einer Gesellschaft für das operative Geschäft zu beteiligen, während die Kreise und Kommunen die Infrastruktur betreiben.
Dieses Modell wird bereits beim bayrischen Flughafen Memmingen südlich von München angewendet. Der ehemalige Militärflughafen sollte nach dem Rückzug der Truppen stillgelegt werden. 69 mittelständische Unternehmen übernahmen daraufhin das operative Geschäft des Flughafens. Die Hoffnung: Die Privatwirtschaft könnte den Flughafen besser auslasten und als Gesellschafter Einfluss nehmen, welche Reiseziele benötigt werden.
Aktuell ist es schwierig, Fluglinien schnell profitabel zu machen. Cezanne nennt zwei Beispiele: Lufthansa fliegt von Paderborn nach Frankfurt – eine beliebte Umsteigeverbindung in alle Welt. Bis diese Linie das heutige Niveau erreicht hat, vergingen jedoch zwei Jahre.
Das jüngste Beispiel: Nach entsprechender Bedarfsabfrage in der Wirtschaft etablierte der Flughafen gemeinsam mit Adria Airlines Verbindungen nach Wien, Zürich und London. Bereits nach einigen Monaten war aber Schluss. „Die Airline und der Flughafen konnten sich eine längere Anlaufphase finanziell nicht leisten“, so Cezanne. In solchen Fällen unterstützt der Flughafen die Gesellschaft mit einer sogenannten Risikoteilung.
Auch Billigflieger wie Ryan Air würden gerne ab Paderborn-Lippstadt fliegen, haben aber hohe Ansprüche: „Unser Geschäftsmodell besteht nicht darin, zusätzliche Flugangebote und steigende Passagierzahlen durch nicht kostendeckende Entgelte zu erkaufen“, erklärt Cezanne. „So lässt sich unser Flughafen nicht wirtschaftlich betreiben.“