Eine Stadt im NR-Land weist eine Inzident von…
80 Prozent aller Anfragen in der Praxis von Dr. Thomas Bandorski in Bad Wünnenberg – Haaren drehen sich um die Booster-Impfung. Im NR-Interview klärt der Mediziner über die wichtigsten Fragen auf und rät zur Gelassenheit.
NR-Redakteur Franz Purucker hat den Arzt gefragt.
Nein! Jeder mit Erst- und Zweitimpfung ist sehr gut geschützt. Es ist kein Notfall, wo man sofort die dritte Impfung braucht. Boostern sollten sich zunächst Risikopatienten, deren Zweitimpfung länger als sechs Monate zurückliegt. Das sind laut Stiko aktuell Personen mit Immundefizienz, Personen über 70 Jahren, Bewohner in Pflegeeinrichtungen und medizinisches und pflegendes Personal. Auch alle anderen werden einen Impftermin bekommen, das ist sicher, aber nicht sofort.
Wir halten uns an die Stiko-Empfehlung, allerdings mit mehr Spielraum. Eine Verkäuferin im Supermarkt mit schulpflichtigen Kindern, die jedes Wochenende ihre bettlägerigen Eltern im Pflegeheim besucht, wird eher geimpft. Es sind viele Einzelfallentscheidungen nötig.
Wir haben nie gesagt, dass die Impfung vor einer Infektion schützt. Aber sie schützt vor einem schweren Verlauf im Krankenhaus – übrigens auch nach mehreren Monaten. Das Ziel der Impfkampagne, schwere Verläufe und eine Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern, ist erreicht. 80 Prozent der Patienten auf den Intensivstationen sind ungeimpft und das frustriert auch das Pflegepersonal.
80 Prozent aller Anrufe drehen sich um das Thema „boostern“. Einige reagieren gereizt und beschimpfen unsere medizinischen Fachangestellten (MFA), wenn sie keinen Impftermin bekommen. Einige Kollegen berichten von MFAs, die ähnlich wie das Pflegepersonal, die Branche wechseln wollen und kündigen. Außerdem ist der Herstellungsprozess weiter schwierig. Eine angebrochene Impfdose muss sofort verimpft werden, sodass wir weiter auf Impftage setzen müssen.
Die Zweifach-Impfung mit Biontech weist laut Studien den höchsten Schutz auf. Die anderen Kombinationen liegen knapp dahinter und bieten ebenfalls eine sehr hohe Schutzwirkung. Problematisch sind die Einmal-Impfungen mit Johnson&Johnson. Diese Patienten sollten sich vier Wochen nach der Erstimpfung zur Zweitimpfung melden und haben ebenfalls höchste Priorität.
Von 80 Impfungen sind etwa zwei Erstimpfungen. Viele lassen sich durch die 2G-Regelung in anderen Ländern – etwa wegen anstehender Familienfeste – motivieren.
Ungeimpfte haben weiterhin die allerhöchste Priorität, weil sie noch gar nicht geschützt sind. Wenn wir von den 30 Prozent Ungeimpften nur zehn Prozent von der Impfung überzeugen, kommen wir dem Ziel ein ganzes Stück näher.
Auf keinen Fall. Der Kreis wird uns ab November mit eigenen Impfangeboten unterstützen.
Interview: Franz Purucker