Gerd Schulte war ein wahrer Pionier, was erneuerbare Energien betrifft. Im November 1993 baute der pensionierte Lehrer eine drei Kilowatt umfassende Solaranlage auf sein Dach, die zeitweise bis zu 2.200 Kilowattstunden Strom pro Jahr lieferte. Dies entspricht etwa dem Verbrauch eines Einfamilienhaushaltes. Die Anschaffungskosten: 75.000 DM – heute rund 38.000 Euro.
Von Förderung war damals noch keine Rede. „Ich wollte einfach selber Strom produzieren“, so Schulte. Gelohnt hat es sich letztlich aber trotzdem.
Einerseits wurde die Anlage später noch mit 50 Prozent bezuschusst, andererseits hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Gerd Schulte 51 Cent für jede Kilowattstunde eingespeisten Öko-Strom gebracht. „Pro Jahr haben wir 800 bis 1.000 Euro Ertrag rausbekommen. Das reichte für einen kleinen Urlaub“, freut sich der 70-Jährige.
Bis Ende des vergangenen Jahres lieferte die Anlage noch rund 1.700 Kilowattstunden Strom pro Jahr und könnte dies auch weiterhin tun. Nun aber wurden die Solar-Panelen abgeschaltet.
Der Grund: Nach 20 Jahren fällt die Anlage aus der sogenannten EEG-Förderung. Dadurch erhält der pensionierte Lehrer nur noch den Preis, den der Stromanbieter am Markt erzielt. Dieser Beitrag schwankt zwischen zwei und fünf Cent. Davon geht noch eine Vermarktungspauschale ab.
Unterm Strich würden also rund 50 Euro pro Jahr an Erträgen fließen. Abzüglich Versicherung und Steuerbüro bliebe ein dickes Minus übrig. „Ich würde meinen Strom auch verschenken, aber drauflegen will ich nicht“, so Schulte.
Im NR-Land ereilte schon 30 Anlagen das gleiche Schicksal. Bis 2023 fallen insgesamt 80 weitere Anlagen aus der Förderung. Viele von denen werden vor der Wahl stehen, die Solar-Panel trotz Funktionsfähigkeit durch neue zu ersetzen, umzubauen oder die Anlagen abzuschalten. Die älteste Anlage im NR-Land steht laut Markttransparenzstelle in Büren und ging 1965 ans Netz. Die Anlage ist jedoch längst durch neue Panels ersetzt worden.
Würde Gerd Schulte die alte, noch funktionsfähige Anlage verschrotten und neue Solar-Panel auf seinem Dach montieren, würde jede Kilowattstunde mit rund 7 Cent vergütet werden. „Das ist ökologisch völliger Unsinn“, meint Schulte. In eine neue Anlage will er deshalb fürs erste nicht investieren.
Wer sich heute für Photovoltaik entscheidet, baut groß. Oder aber die Einspeisung ins öffentliche Netz ist nur eine Nebensache, denn eine andere Optionen ist viel attraktiver. Wie viele Photovoltaikanlagen es in den Städten des NR-Landes gibt und welchen Energieanteil Büren, Geseke, Salzkotten und Bad Wünnenberg bereits durch Photovoltaikanlagen decken können, lesen Sie auf der nächsten Seite.